30.05.2011

Wertewandel in unserer Gesellschaft

Wir erleben derzeit wie sich die Werte von Firmen und die der Gesellschaft auseinander driften. Habgier als zentraler Wert in einer Gesellschaft kann nur den Zusammenbruch der Ordnung bedeuten. Wenn der Kapitalismus als einzigen Wert die ununterbrochene Steigerung von Kapital bedeutet, d.h. das Geld zu dem einzigen Selbstzweck der Unternehmen wird, dann stimmt etwas nicht in unserer Gesellschaft. Derzeit können wir erleben, wie die Politik (halbherzige) Versuche unternimmt, ohne das die Zielrichtung erkennbar ist.
Die Trennung von Arbeit und Privatleben, vor allen Dingen vor dem Hintergrund unterschiedlicher Wertevorstellungen kann in unser heutigen Zeit nicht mehr gelingen. Unser Arbeitsleben, die soziale Verankerung in der Firma und damit der Wertekatalog der Firma verdrängen zunehmend die Wertevorstellungen des Individuums und der Familie. Es ist eine einseitige Ausrichtung auf die (eigene) Geldmenge, welche seit der letzten Krise 2008, eine massive Änderung in den Strukturen der Gesellschaft hinterlassen hat. In dieser Situation wird folglich die Werteorientierung der Führungsebenen in den Unternehmen deutlicher wahrgenommen. Sie treten plötzlich an eine zentrale Stelle im Leben, da sie die Regeln bestimmen wie das (zeitliche und ökonomische ) Leben von Menschen abläuft, sie geben die Ziele vor, welche verfolgt werden sollen. Somit trägt die Führungsebene plötzlich eine Verantwortung, die weit über die Gewinn- und Verlußtrechnung hinausgeht.
Weil das so ist, tauchen zunehmend mehr Schlagzeilen in den Medien auf, von zweifelhaften Managerleistungen. Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem nicht von Bilanzfälschungen, undurchsichtigen Börsengeschäften, zweifelhaften Methoden von Banken, Missmanagement von Versicherungen, die Rede ist. Dies ist gut so. Sie zeigen aber auch die Hilflosigkeit und die fehlende Bereitschaft sich dieser Verantwortung zu stellen. Dies zeigt aber auch, daß offensichtlich kein verbindlicher Wertekanon für Firmen vorhanden ist. Andererseits wird das Bewusstsein der Bürger, immer mehr von der Ökonomie abhängig zu sein als von der gewählten Regierung, immer ausgeprägter.
Die Politik zieht sich immer mehr auf eine Verwaltung der wirtschaftlichen Ressourcen zurück. Sie ist nicht mehr in der Lage gesellschaftlich relevante Ziele zu setzen. So bleibt dem Individuum lediglich die Hoffnung auf den nächsten wirtschaftlichen Aufschwung, der zumindest die Chance bedeutet, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen, oder die Grenze dahin zu vergrößern.
Die Focus auf Geld legt die Verantwortung für das Wohlergehen und die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft plötzlich und in einem nie gekannten Ausmaß dem Management von großen und kleinen Unternehmen in die Hände. Der Beruf, die Arbeit, die Rente und das Geldverdienen sind der Focus in unserer Gesellschaft geworden. Durch die Aufwertung der Ökonomie in unserem Wertekanon sind völlig neue und andere Anforderungen auf das Management übertragen worden.
Durch zusätzliche Gesetze und neue Anforderungen der Konsumenten, der Kapitaleigner und Anleger, der Öffentlichkeit, durch die neuen Medien wie Internet, werden derzeit die Manager einem regelrechten Veränderungsstress ausgesetzt.
Es zwischenzeitlich zu einer Standardforderung geworden, daß man von einer Führungskraft ununterbrochen die Erfüllung aller Normen und Werte erwartet. Dabei sind Korrektheit beruflich und privat, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit noch die geringsten Anforderungen die gestellt werden. Wer sich heute als Manager nicht schnell genug bewegt, wird heute sofort beurlaubt und oder gleich gekündigt. Dabei gelten keine Ausreden. Problematisch ist dabei nicht die Konsequenz der Kündigung oder öffentlichen Verurteilung, sondern daß beide Gesellschaftsgruppen keine klare Definition anbieten.
Wir können keine Verantwortung von dem Manager fordern, wenn wir als Gesellschaft nicht vorher definiert haben, wie die Führungsverantwortung denn aussehen soll. Wofür der Manager denn nun die Verantwortung empfinden und tragen soll.
In den letzten Jahren hat sich dieser Wertekanon erheblich geändert. Globalisierung, Umweltstandards, Abbau von Hierarchieebenen, Dritte-Welt-Hilfe, Outsourcing, vernetzte Strukturen, etc. sind alles Themen, mit welchen sich der heutige Manager auseinandersetzten muß.
Damit wird klar, daß dies der Manager nicht alleine leisten kann. Erst eine gesellschaftliche Diskussion über die Ziele und Wertung kann die Grundbestandteile einer richtig verstanden Führungsverantwortung definieren.

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